Feldenkrais Blog - Bandscheiben

Bandscheiben

Entsteht ein Bandscheibenvorfall durch zu wenig Muskulatur oder durch eine dysfunktional arbeitende Muskulatur? Und welche Fragen könnte ich mir stellen, um meinen Muskeln behilflich zu sein?

Wenn wir etwas tun sollen, was wir nicht tun möchten oder etwas tun wollen und nicht können, wirken in uns widerstreitende Kräfte und bringen uns in eine Zwickmühle.

Das ist, als würden sich Beuger und Strecker gleichzeitig anspannen. Spannen sich Beuger und Strecker für den Rücken zugleich an, nimmt das den Rücken wie in einen Schraubstock, das kann zu Kompression in den Bandscheiben führen, zu Unbeweglichkeit und Erstarrung. Angst und Kummer oder nicht dürfen und nicht können, kann die Beuger ansprechen.

Aufrecht stehen bleiben wollen, das Gleichgewicht wahren wollen, ins Tun kommen wollen, kann die Strecker ansprechen.
Arbeiten Beuger und Strecker gleichzeitig und fixieren unseren Rücken, werden die Bandscheiben nicht mehr gut versorgt und nutzen sich ab. Durch Bewegung würde das Gewebe der Bandscheiben versorgt werden, wie bei einem Schwamm, den wir ausdrücken, damit er sich mit frischem Wasser wieder vollsaugt. Ausdrücken und Vollsaugen wird durch Bewegung erzeugt. Bewegen wir einen Bereich des Körpers nicht mehr, erstarrt und verklebt dieser Bereich immer mehr auf faszialer Ebene, es wird nichts Frisches und Nährendes mehr aufgesaugt und andere Bereiche müssen mehr arbeiten.

In der Folge fängt Bewegung an, uns unnatürlich viel Anstrengung zu kosten. Auch können uns Körperregionen schwer vorkommen, wenn Beuger und Strecker fest sind und wir gegen diese Erstarrung anarbeiten wollen. Die entstehenden Scherkräfte können Wirbel aus dem Lot ziehen und/oder die Bandscheiben kompressieren, was beides zu Schmerzen führen kann.

Was lässt mich erstarren, wo fühle ich mich widersprechenden Kräften ausgesetzt, zerrissen, ambivalent, wo bleibe ich aufrecht, obwohl es mich zusammenzieht, wo sitzt der Kummer, den ich mir nicht erlaube?

Natürlich brauchen wir Muskeln. Während ein Muskel arbeitet, sollte der Gegenspieler gehemmt sein. Wenn der Rücken schmerzt, arbeiten oft Agonist und Antagonist gleichzeitig und wir brauchen immer mehr Kraft, uns dort zu bewegen, bzw. der Rest des Rückens muss mehr Arbeit übernehmen und wird überlastet, da ein Teil nicht mehr mitmacht.

Wir benötigen also nicht einfach nur mehr Muskulatur sondern eine differenziert arbeitende Muskulatur, die es uns möglich macht, die Arbeit gut zu verteilen und Hemmen und Anspannen angemessen aufeinander abzustimmen. Ein einfach nur „besser“ angespannter Muskel stabilisiert zwar einen Bereich, aber hält ihn auch fest und unbeweglich.

Wie ausgewogen ist also mein Leben, stimmt die Verteilung von Müssen und Wollen, von Herausforderung und Erholung?