Mal was anderes

„Könnte ich nicht vielleicht ein angenehmeres Probleme haben oder wenigstens mal zur Abwechslung ein anderes?“ Dazu gibt es eine Geschichte:
 
In einem kleinen Dorf stand ein uralter, großer Baum, in dessen Schatten sich die Dorfbewohner gerne trafen, plauderten und den Kindern beim Spielen zusahen. Eines Tages pilgerte ein alter Mann durch das Dorf, setzte sich unter den Baum und verkündete, dass diesem uralten Baum magische Fähigkeiten inne wohnten.
“Geht nach Hause und denkt darüber nach, welche Probleme ihr gerne los werden wollt. Anschließend packt ihr diese Probleme in Pakete, bringt sie hier her und hängt sie in den Baum. Für jedes Päckchen, das ihr an den Baum hängt, müsst ihr allerdings ein anderes mitnehmen.”
Die Dorfbewohner eilten in ihre Häuser, verpackten sorgfältig ihre Sorgen und Nöte und liefen zurück. Sie hingen ihre Sorgenpakete in die Zweige und nahmen für jedes ein anderes mit.
Gespannt eilten sie in ihre Häuser und wickelten das erstandene Problem aus. Doch entsetzt stellten sie fest, dass das, was sie auspackten, mindestens so unangenehm war, wie die eigenen Päckchen und manches sogar noch schlimmer. Schnell trugen sie die fremden Päckchen zurück und holten sich ihre eigenen, vertrauten Kümmernisse zurück.
Einige lächelten und bedankten sich. Unbekannter Verfasser
 
So gesehen, mag ich meine Probleme irgendwie auch. Sie sind wie alte Freunde und begleiten mich teilweise schon viele Jahre, manche, wie es scheint, nahezu unverändert. Sind sie nicht bereits ein bisschen zu meiner Identität geworden? Wer wäre ich mit anderen Problemen? Wer wäre ich ohne Probleme? Vielleicht kann ich ja inzwischen das eine oder andere Problem verabschieden und ehrend in Erinnerung behalten, weil es mich geprägt und geschult hat, so wie Freunde manchmal ihrer Wege ziehen? Und welches Päckchen öffne ich als nächstes? 
Habt einen wunderschönen Sommer!